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Ein falscher Terrier

Frauchen, Kolumbus und ich sind ganz entspannt auf unserer Morgenrunde unterwegs. Plötzlich, Frauchen sieht ihn schon von weitem. Ich sehe erstmal nichts und Kolumbus sieht sowieso nichts, weil er ja immer nur seine Nase im Laub hat. Tse, typisch Rüde sag ich da nur! Na auf jeden Fall wundere ich mich, dass Frauchen uns ohne Vorankündigung zurück zieht und einen ganz anderen Weg einschlägt. Im ersten Moment dachte ich, sie hätte vielleicht ein Wildschwein gesehen. Wow, endlich, ich freute mich auch schon ein bisschen - denn ich warte doch schon so lange darauf, hier in unserem Park ein Wildschwein zu sehen. Bestimmt kann man ganz toll mit ihnen spielen....


Plötzlich raschelt es im Unterholz. Yippie, die Schweine sind los, denke ich. Doch dann - ach menno - nee umsonst gefreut, steht er vor uns, der Beutelmann. Tja Frauchen, hat wohl nichts genützt, dass du einen anderen Weg genommen hast, ist er uns doch vor die Füße gelaufen.

Bei dem Beutelmann handelt es sich um einen in die Jahre gekommenen männlichen Zweibeiner. Er mag die Natur und uns Tiere natürlich auch. Jeden Morgen spaziert er durch den ganzen Park und wieder zurück. Und bei sich trägt er immer einen Stoffbeutel, was ihm auch den Namen Beutelmann bei uns einbrachte. Wenn man die Namen der Zweibeiner nicht kennt, ist man ja gezwungen, sich andere Bezeichnungen für sie auszudenken, damit man sie auseinander halten kann. Leider konnte ich bis jetzt nicht herausfinden, was er in seinem Beutel durch den Park trägt. Es riecht nach nichts und man kann auch keine Umrisse erkennen, aus denen man irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen könnte.

Er steht also vor uns und Frauchen musste nun notgedrungen ein Gespräch mit ihm anfangen, denn er freut sich immer, wenn er jemanden zum Reden gefunden hat. Die Freude will Frauchen ihm natürlich nicht nehmen und so sagt sie zu ihm:

"Guten Morgen - haben Sie denn gar keine Angst, dass sie einem Wildschwein begegnen könnten?"

Er antwortete ohne zu Zögern:

"Oh nein, leider hab ich bisher noch kein Wildschwein gesehen."

Frauchen: "Leider? Also ich bin nicht unbedingt erpicht drauf, einem zu begegnen."

Beutelmann: "Aber warum denn nicht, sie sind doch gut beschützt durch ihre beiden Hunde."

Frauchen lacht und sagt:

"Wolke wird vermutlich mit dem Schwein spielen wollen, von beschützen kann da keine Rede sein."

Beutelmann:

"Aber Terrier sind doch Jagdhunde, da müssen sie keine Angst haben."

Ich schaue mich um. Da ist nichts. Ich stupse Kolumbus an: "Du Kumpel, siehst du hier irgendwo einen Terrier?" Kolumbus schaut sich ebenfalls um. Das macht er übrigens jedes Mal ganz merkwürdig. Er schaut immer über die Seite hinter sich, wo sein Auge fehlt, so dass er den ganzen Kopf dabei drehen muss. Das sieht irgendwie ganz ulkig aus, und ich bin mir ehrlicherweise auch nicht so ganz sicher, ob er aus diesem Winkel heraus wirklich irgendetwas hinter sich sehen kann. Aber gut, er muss ja wissen, wie man am besten guckt, wenn man nur über ein Auge verfügt. Seine Erkenntnis ist die, dass er auch keinen Terrier sieht. "Nee, ich sehe hier auch keinen Terrier." sagt er und steckt seine Nase gleich wieder ins Laub.

Frauchen: "Meinen sie den weißen Hund hier?"

Beutelmann: "Ja"

Frauchen: "Das ist kein Terrier, das ist ein Pudel."

Bin ich ja gar nicht, in Wirklichkeit bin ich ja ein Schnudel (auf englisch snoodle), aber Frauchen ist es inzwischen leid, es jedem zu erklären. Wir Schnudel sind so selten, dass uns eben noch kaum jemand kennt.

Beutelmann: "Ein Pudel?" Er schaut mich an und meint dann: "Ach, das sieht man gar nicht."

"Ey Beutelmann im Ernst jetzt?" Du weißt nicht, wie ein Pudel aussieht und denkst ich bin ein Terrier? Was sagst man denn dazu? "

Kolumbus kichert ins Laub und singt: "Wolke ist ein Terrier, Wolke ist ein Terrier..."

Boah, ich gebe Kolumbus einen Stoß: "Halt bloß deine Schnauze, das ist nicht witzig."

Der Beutelmann schaut nun zu Kolumbus und fragt: "Und was ist der da für einer?"

Frauchen meint: "Naja, so genau wissen wir das nicht. Einige meinen, es könnte ein Husky mitgemischt haben oder auch ein Dalmatiner wegen der schwarzen Punkte auf den weißen Pfoten. Warum er so kurze Beine hat, bleibt sein Geheimnis."

Darauf erwiderte der Beutelmann: "Hm, ich kenne mich ja gar nicht aus mit Hunden." - "Ach echt jetzt? Wäre ich gar nicht drauf gekommen, wenn du es nicht extra erwähnt hättest." Dann meinte er: "Wir haben seit eh und je Katzen zu Hause, aber die sind nicht so wie Hunde."

"Hä? Sollte das jetzt ein Witz sein? Katzen sind nicht so wie Hunde? Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: "Katzen sind nicht so wie Hunde." Natürlich sind sie das nicht, denn sonst wären es ja Hunde. Katzen sind Krawallbürschten, die uns Hunden das Leben schwer machen und uns ärgern, wo sie nur können. So sieht's nämlich aus. Die zwei schwarzen Krawallbürschten vom Nachbarn laufen ständig über unsere Terrasse. Und nicht nur das, nein - sie setzen sich noch kackfrech auf unsere Terrassenmöbel, am Liebsten natürlich auf den Tisch. Ey Leute, da könnte ich ausflippen. Meistens müssen Frauchens Lappen, die vorm Fenster hängen, daran glauben. Sie nennt diese Teile ja Schiebegardinen - naja, auf jeden Fall fliegen diese Dinger regelmäßig auf den Boden und Herrchen muss sie dann wieder anbasteln, was er gar nicht lustig findet.

Frauchen, ich glaube, es ist besser, wenn du dich jetzt vom Beutelmann verabschiedest, und wir einfach weitergehen. So als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden. Der denkt, ich bin ein Terrier - ich kann es immer noch nicht fassen. Tschüss Beutelmann - bis zum nächsten Mal.

Frauchen: "Auf Wiedersehen und einen schönen Tag!" Na endlich - das muss ich jetzt erstmal verdauen. Apropos verdauen, gibt's wohl ein Leckerchen, wo ich doch so artig war? :-)



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